Jetzt wo der Papst wieder in Rom ist und die Journalisten nicht mehr die dpa als Hauptquelle haben und somit der Nachrichtenwert in deren Augen im Keller ist, kann ich mich endlich dazu äußern.
Viele Bundestagsabgeordneten haben die Rede damit kommentiert, dass es doch nicht so schlimm war und dass die Kollegen die nicht anwesend waren was verpasst haben. Und mit der zweiten Äußerung haben sie sogar Recht.
Was war die Kernaussage dieses Redners? Ihm ging es um Moral und deren Ursprung und Bedeutung in der Gesellschaft. Das ist der Punkt den viele Politiker nicht als verwerflich begreifen. Als Atheist hat der Papst mir in seiner Rede vorgeworfen keine anständigen Moralvorstellungen haben zu können. Durch seine Rede hat er unterstrichen das nur durch die römisch katholische Kirche es eine moralische Instanz auf der Welt gibt.
Wieso erdreistet sich diese Person ungestraft so was zu behaupten? Der Papst sagt: Glaubenswahrheiten sind nicht verhandelbar. Er will überhaupt nicht zu einer Diskussion aufrufen, sondern nur seine Glaubenswahrheiten verbreiten.
Der Vatikan hat nicht die internationale Menschenrechtskonvention unterzeichnet. Hat die Münchner Konferenz von 1938 nicht gezeigt, dass es sich nicht lohnt mit Menschenrechtsverletzern zu verhandeln oder deren Nähe zu suchen? Also soll ich mir von jemanden ins Gewissen reden lassen der noch nichteinmal jeden Menschen auf der Welt gleich behandeln will oder die Menschenwürde achtet?
Sein Glauben steht nicht zur Debatte und ich werde dann als Intolerant bezeichnet, wenn ich es für einen Fehler halte dieser Person ein Forum zu bieten?
Tut mir Leid, aber ich habe kein Verständnis für diese Kritik. Der Papst hegt den Anspruch auf Unfehlbarkeit und er denkt, dass jeder an das gleiche glauben muss wie er, damit auf der Welt Moral und Anstand herrscht?
Jeder in Deutschland genießt Religionsfreiheit, daß heißt er oder sie kann an wen glauben und wen anbeten den er oder sie möchte.
Dieses Recht besteht auch uneingeschränkt für den Papst. Ich halte es aber für den größten Fehler der jüngsten Geschichte, dass ein demokratisch gewähltes Parlament einen religiösen Führer im Bundestag sprechen läßt. Ich bin bestürzt und beschämt, dass Politiker es nicht fähig sind zu merken wie der Papst versucht die Deutungs- und Meinungshoheit für Moral versucht zu beanspruchen und dabei alle weltlichen Gelehrten die nicht seinen Glauben haben beschimpft. Das gehört nicht in den Bundestag.
Das die meisten Politiker die Rede nicht verstanden haben zeigt wiedereinmal wie zerbrechlich unsere Demokratie ist. Es handelt sich nicht um über 600 einzeln denkende Menschen. Sie werden geleitet und können sehr schnell abgleiten.
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